
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts
führten Wasser und Dampf zur ersten industriellen Revolution. Riesige
Dampfkraftmaschinen stellten die bisherige Güterproduktion auf den Kopf,
Fabriken und Schornsteine prägten das Landschaftsbild und das lohnabhängige
Arbeitsverhältnis zwischen Arbeitern und Unternehmern beeinflusste das
Gesellschaftssystem nachhaltig.
Später führte Henry Ford mit dem
berühmten Model T die moderne Fließbandproduktion im Automobilbau ein und
revolutionierte so die Produktionsabläufe erneut. Heute, mehr als 100 Jahre
später, findet bereits die vierte industrielle Revolution statt. Dieser
Prozess, auch Industrie 4.0 genannt, mag für viele zwar immer noch nach
Zukunftsmusik klingen, tatsächlich befindet sich jedoch die globale Industrie
in einem Umbruch, der die bisherige Produktionswirtschaft nachhaltig verändern
wird.
Wie wichtig diese Entwicklung auch
für die deutsche Wirtschaft ist, zeigt sich nicht zuletzt an der Kontroverse
um die Versteigerung von Frequenzlizenzen der 5G LTE Technologie. Den durchschnittlichen
Handynutzer dürfte dieser neue Standard kaum interessieren, für das Gelingen
der digitalen Transformation stellt er aber eine Schlüsseltechnologie dar.
Daher ist es auch wenig
verwunderlich, dass der Vorwurf der Wirtschaftsspionage im Raum steht und
Anbietern dieser Technologie, z.B. dem chinesischen Konzern Huawei, genau auf
die Finger geschaut wird. Doch was genau bedeutet Industrie 4.0, wie sieht die Automobilfabrik
von morgen aus und welche Rolle spielen Wirtschaftsinformatiker bei
diesem Prozess?
Was
bedeutet Industrie 4.0?
Im Zentrum der vierten
industriellen Revolution steht die Verschmelzung der digitalen und der
physischen Sphäre. Sicherlich unterstützen IT-Systeme nicht erst seit gestern die
Produktionsprozesse vieler Industriebereiche, Industrie 4.0 aber bedeutet eine
viel tiefere Implementierung der IT in Konzeption, Produktion und Vermarktung moderner
Produkte.
Ziel ist es, sämtliche Schritte,
von der Planung bis zum fertigen Produkt beim Endverbraucher, vollständig zu digitalisieren.
Die umfassende Digitalisierung der Produktionsprozesse ist dabei kein reiner
Selbstzweck, sondern verspricht entscheidende Vorteile für Produzenten und
Verbraucher.
Kunden, die sich ein neues Auto kaufen
möchten, profitieren in Zukunft beispielsweise von den immer ausgefalleneren Individualisierungsmöglichkeiten,
die erst durch intelligente IT-Systeme möglich werden. So kann man sich sein
persönliches Lieblingsauto daheim am Laptop oder Tablet mit allen möglichen
Extras usw. zusammenstellen und in Auftrag geben.
Die digitalisierte Automobilfabrik
Um solche komplexen Aufträge auch
in großer Zahl bewältigen zu können, nutzen Automobilhersteller wie VW oder BMW
die Macht der Daten. Per Production Data Cloud werden weltweit die Daten
sämtlicher Produktionsstätten live gesammelt und ausgewertet. So kann
Produktionsengpässen bereits frühzeitig entgegengewirkt und die Produktion
flexibel an die aktuelle Marktsituation angepasst werden. Dies spart nicht nur
Zeit, sondern auch Ressourcen.
Des Weiteren helfen digitalisierte
Prozesse bei der Vermeidung von Fehlern und bei der Effizienz der Logistik. Ein
modernes Auto besteht aus tausenden von Einzelteilen, die während des Entstehungsprozesses
idealerweise immer zum richtigen Zeitpunkt an genau der richtigen Stelle
verfügbar sein müssen. Mit konventioneller Kommissionierung ist dies kaum noch
realisierbar.
Daher werden mittlerweile auch die kleinsten Einzelteile einer
Produktionskette digitalisiert.
So erhalten beispielsweise viele
Bauteile per RFID Chip quasi eine eigene Identität, inklusive Produktionsdatum,
Herkunft, ID-Nummer usw. Aus dem Massenproduktionsteil wird somit ein Unikat. Durch
kontaktlose Scans lässt sich das Bauteil nun lückenlos verfolgen, bis es an der
richtigen Stelle montiert werden kann. Bei der Montage unterstützen dann
digitale Assistenzsysteme, die gegebenenfalls auf den nächsten Arbeitsschritt
hinweisen, auf mögliche Fehler aufmerksam machen oder vor Gefahren warnen.
Die Digitalisierung spielt aber
nicht nur in den Fabrikhallen selbst eine Rolle. Auch die Planung und
Konzeption von Produkten bzw. deren Produktionsprozessen wird genauso mithilfe
digitaler Tools realisiert wie die Vermarktung und der Vertrieb.
Ein
Paradies für Wirtschaftsinformatiker
Für die großen Konzerne bedeutet
die vierte industrielle Revolution eine große Herausforderung. Unterstützt
werden sie dabei von Experten, die nicht nur programmieren können, sondern die
auch komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge und Marketingstrategien verstehen. Zudem
stellt der Wandel zur Industrie 4.0 nicht einfach ein bloßes Nebeneinander verschiedener
IT-Systeme dar. Vielmehr werden Fachleute benötigt, die die komplexen Prozesse
hin zu einer digitalisierten Produktionsinfrastruktur verstehen und planen
können.
Der virtuelle Weiterbildungsstudiengang Wirtschaftsinformatik (VAWi) vermittelt deshalb nicht nur Expertise in den
klassischen Bereichen der Informatik, sondern bietet neben Modulen in Data-Mining
oder E-Commerce auch das Modul Digitale Transformation an, in dem Studierende
mit allen Kompetenzen ausgestattet werden, welche der Wandel zur Industrie 4.0
verlangt.
Diese umfassende und interdisziplinäre
Herangehensweise macht VAWi zum idealen Sprungbrett für alle Studierenden, die die
digitale Transformation aktiv mitgestalten und somit fit für die Arbeitswelt
von morgen sein wollen – sei es in der Automobilbranche oder auch in einem anderen Bereich.