
Man
sagt den Deutschen nach, sie seien zwar ein kluges, aber wenig emotionales
Volk. Unfähig ein ungezwungenes Smalltalk-Gespräch zu führen, geschweige denn
mal einen guten Witz in dieses Gespräch einzubauen. Allerdings, so das
allgemeine Vorurteil, seien sie meisterhaft darin, auch kontroverse Debatten
sachlich und zielgerichtet zu führen.
Es gibt allerdings ein Thema, bei dem die
Deutschen all ihre Distanz und Sachlichkeit fallenlassen, nämlich dann, wenn es
um der Deutschen liebstes Kind geht: das Auto. Die erst vor kurzem erneut
entflammte Debatte um allgemeine Tempolimits auf Autobahnen zeigt dies nur zu
deutlich. Doch dieses Streitthema ist nur ein kleiner Teil dessen, was auf
deutsche Autofahrer in Zukunft zukommen wird.
Denn die digitale Transformation
der Automobilindustrie wird das bekannte Konzept von privater Automobilität
massiv verändern. Dabei geht es nicht nur um automatisierte Produktionsprozesse
oder selbstfahrende Autos. Die Digitalisierung greift viel tiefer, als es viele
Autofahrer bisher ahnen.
Digitale Services sind die perfekte Antwort auf die
Verschiebung der Kundeninteressen
Ein
ganz wichtiger Aspekt der Digitalisierung in der Autobranche ist die Verschiebung
von Kundeninteressen und die Fokussierung auf neue Geschäftsfelder. Die
Verschiebung der Kundeninteressen ist daran festzumachen, welchen Stellenwert
jüngere Generationen dem privaten Fahrzeug beimessen. Immer weniger Menschen sind
der Meinung, ein privates Fahrzeug sei quasi obligatorisch und wichtig für ein
gutes Leben.
Gerade jüngere Menschen der Generation Y, besonders solche, die in
Großstädten leben, legen kaum noch Wert darauf, ein eigenes Auto zu besitzen.
Lieber nutzen sie öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad oder Carsharing-Angebote.
Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen sind die Straßen vieler Städte
hoffnungslos überfüllt. Zum anderen führt das wachsende Umweltbewusstsein dazu,
dass immer mehr Personen nach ökologischeren Alternativen zum privaten KFZ
suchen.
Hinzu kommt, dass das Statussymbol Auto für viele längst nicht mehr so
wichtig ist wie es einmal war. Doch wie reagiert die Autoindustrie auf diese
Entwicklung und was hat die Digitalisierung damit zu tun? Das Zauberwort lautet
Services. Ähnlich wie in anderen digitalen Branchen findet eine Verschiebung zu
einer dienstleistungsorientierten Geschäftspraxis statt.
Während Microsoft sein
Office Paket mittlerweile nicht mehr als eigenständiges Produkt verkauft,
sondern eben als abobasierten Service, setzen Automobilbauer auf Carsharing-Dienstleistungen.
Dabei gehen die alten „Platzhirsche“ der Autoindustrie Allianzen ein, die
früher undenkbar gewesen wären. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die
EU-Kommission einer Fusion der Carsharing-Sparten von Daimler und BMW
zugestimmt hat. Allein die Tatsache, dass diese beiden Urgesteine der
Autobranche zusammenarbeiten, zeigt, wie wichtig der Dienstleistungssektor in
der Automobilitätsbranche in Zukunft werden wird bzw. schon ist. Die Antwort auf schwindendes Kundeninteresse
ist also die Fokussierung auf Services, die ohne eine umfassende
Digitalisierung gar nicht möglich wären, was die Digitalisierung zum Motor
macht, der das bisherige Konzept von privater Individualmobilität von Grund auf
verändern wird.
Die digitalisierte Autobranche erlaubt völlig neue
Geschäftsmöglichkeiten
Die
Implementierung von Services, die durch digitale Prozesse gestützt werden, geht
aber noch viel weiter. So könnte z.B. die Blockchaintechnologie neue
Dienstleistungen ermöglichen. Bereits jetzt entwickeln Ingenieure in Wolfsburg
oder Ingolstadt Services, gestützt durch Blockchain und
Car-to-Car-Kommunikation, die Autofahrern Staus voraussagen und alternative
Routen vorschlagen.
Dienstleistungen wie diese werden vielen Berufspendlern mit
Sicherheit einige Euro im Monat wert sein. Darüber hinaus bietet die Digitalisierung
des Autos die Möglichkeit zur Kooperation mit anderen digitalen Dienstleistern.
So könnten Autohersteller ihre Geschäftsfelder durch Cross-Sales erweitern.
Denkbar sind z.B. Kooperationen mit bekannten Größen der Unterhaltungsindustrie.
Die Fahrt in den Urlaub könnte in Zukunft also so aussehen, dass die Kinder auf
der Rückbank ihre Lieblingsserie über Netflix schauen, während sich die Eltern
die Reisezeit durch ein Hörbuch über Audible verkürzen, ohne sich den Ärger von
wackeligen Aux-Kabeln oder leeren Tabletakkus antun zu müssen, weil bereits
alles fest im Auto implementiert ist.
VAWi ermöglicht hervorragende Karrierechancen
Dies
sind nur einige Ideen – generell sind die Möglichkeiten neuer Geschäftszweige
extrem Vielfältig. Die Königsdisziplin liegt vor allem darin, all diese
Möglichkeiten zu lukrativen und kundenfreundlichen Gesamtangeboten zu
verknüpfen. Um das Potenzial all dieser verschiedenen Aspekte erkennen zu
können und daraus attraktive Angebote zu entwickeln, ist es allerdings
notwendig, dass Mitarbeiter von Mercedes, Volkswagen und Co. ein umfassendes
Verständnis der digitalen Industrie haben.
VAWi, der virtuelle und
berufsbegleitende Masterstudiengang für Wirtschaftsinformatik, setzt genau an
dieser Stelle an. In Modulen wie z.B. Digitale Transformation oder Digital Change Management lernen
Studierende die Möglichkeiten moderner IT-Dienstleistungen zu nutzen, um
Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Der Bedarf der Industrie ist dabei
enorm. Inzwischen stellen Firmen wie BMW bereits ebenso viele IT-Spezialisten
wie Ingenieure ein. Ein Trend, der eher weiter zu- als abnimmt.
Die
Berufsaussichten für junge Wirtschaftsinformatikerinnen und Wirtschaftsinformatiker
sind somit äußerst vielversprechend. Die Digitalisierung der Automobilindustrie
ist in vollem Gange und sie wird das bisherige Verständnis von
Individualmobilität gehörig durchrütteln. Junge Menschen können Teil dieses
Prozesses sein und ihn nachhaltig beeinflussen. Die vielfältigen Studienmodule,
die VAWi bietet, sind dabei die ideale Vorbereitung auf eine lukrative und
spannende Karriere in der Autoindustrie der Zukunft.